Nach Fertigstellung von mehreren Adaptern (in einer Ausnahmeaktion für gute Kollegen :-)) habe ich diese Kollegen auch mit Speicherkarten der Firma Toshiba (gekauft bei Reichelt) versorgt.
Da ich nicht alle Karten auf einmal bestellt habe, sind Karten unterschiedlicher Herstellungsdaten und somit unterschiedlicher Firmware-Versionen geliefert worden.
Wie sich herausstellte, existieren Toshiba CompactFlash-Karten mit einer Firmware V1.1, die nach Abschalten des Visor einen “Ruhestromverbrauch” von sage und schreibe 11 mA haben (siehe Tabelle, letzte Zeile).
Damit sind die Akkus des Visor natürlich vollkommen überfordert.
In der nachfolgenden Tabelle habe ich die Stromaufnahme von verschiedenen, mir zur Verfügung stehenden oder mir zur Verfügung gestellten CF-Cards in unterschiedlichen Betriebszuständen des Visor aufgeführt.
Stromverbrauch des Visor Neo
Legende:
ohne/mit Licht: Hintergrundbeleuchtung ist aus-/eingeschaltet
Ruhe: keine Stifteingaben, Visor einige Zeit nicht bedient
Eingabe: hektische Stifteingabe
nach Ausschalten: Visor ist aus, Batterien waren bereits eingebaut
nach Einlegen der Batterien: Visor ist aus, Batterien waren kurz vom Kontakt getrennt
nicht gemessen: kein Messwert ermittelt, weil dabei der Visor sein Gedächtnis verliert
(der Goldcap liefert keine 11 mA über nennenswerte Zeiträume)
Die Messwerte sind übrigens nach der indirekten Methode über den Spannungsabfall an einem Shunt-Widerstand bekannter Größe ermittelt, denn die direkte Messung mit meinem Multimeter hat nicht funktioniert. Schon das Einschalten des Visor machte Probleme, da offenbar der Spannungsabfall über Leitungen und Innenwiderstand des Messgerätes zu groß war.
Als Messadapter habe ich eine doppelseitig kupferbeschichtete Platine (0,5mm dick, das gleiche Material, aus dem auch die Platinen für den Visor-CF-Adapter hergestellt sind) verwendet...
...die zwischen die Feder und den Boden des unteren Akkus geschoben wurde.
Zwischen Ober- und Unterseite dieses Platinenstückchens habe ich einen SMD-Widerstand mit 0,68 Ω gelötet. Zwei Drähte führen vom Widerstand zum Messgerät. Die Werte in der Tabelle sind also errechnet, deshalb auch die 2 Nachkommastellen.
Der wichtigste Aspekt der aus der Tabelle zu entnehmen ist:
Die CF-Cards von Toshiba werden beim Ausschalten des Visor nicht abgeschaltet,
sondern nur in einen Sleepmode mit geringerer Stromaufnahme als im Betrieb versetzt. Jetzt ist auch klar, warum die Akkulaufzeit mit dem 64MB-Modul nur noch ein Drittel des
ursprünglichen Wertes beträgt (im Schnitt 6-7 statt 19-20 Tage).
Löbliche Ausnahme in diesem tristen Feld ist die Karte von Dane-elec, die offenbar auch bei einfachem Ausschalten des Visor schon in den stromsparenden Powerdown-Mode geht.
Durch kurzzeitiges Abklemmen eines der Akkus (oder wenn die Batteriespannung unter den zulässigen Wert fällt) wird laut technischer Beschreibung von Handspring das Signal LowBat am Springboard-Slot gesetzt, das die CF-Card innerhalb einer Millisekunde in den
Standbymode schaltet, bei dem die Stromaufnahme nur wenige Microampere beträgt.
Leider lässt sich dieses Signal nicht per Software auslösen (zumindest ist es nicht in der
Hardware-Dokumentation von Handspring erwähnt. Wenn jemand Gegenteiliges weiß, bitte nicht zögern es mir mitzuteilen :-))
... soweit die Theorie. In der Praxis ergab sich Folgendes:
Eines Tages bewaffnete ich mich mit dem Schaltbild meines Visor-CF-Adapters und begann, die Signale mit der bei der CFA - damals kostenfrei, heute gegen Einwurf kleiner Münzen - erhältlichen CompactFlash-Spezifikation zu vergleichen, da ich messen wollte, ob und wann das Reset-Signal und ggf. das LowBat-Signal beim Abschalten des Visor ausgelöst werden. Leider musste ich feststellen, dass weder das LowBat- noch das Reset-Signal überhaupt an die CF-Card weitergegeben werden. Der Adapter hat keine Leitung an den entsprechenden Pins. Weiterhin sind die beiden Signale (nach Murphy nicht anders zu erwarten) auf der dem Visor zugewandten Seite der Adapterplatine, ohne Anlöten von Drähten ist da mit Messungen nichts zu machen. Müßig zu sagen, dass die weiteren Forschungen in Richtung Stromsparen damit erst mal hinfällig waren, denn der Urlaub stand vor der Tür :-))
Nachdem im Urlaub das “dicke” Spanisch-Wörterbuch beim Aufruf von der CF-Card gähnend lange Ladezeiten hatte und der Stromverbrauch meines Visor mit gesteckter CF -Card einfach zu hoch war, ist die Speichererweiterung momentan erst mal wieder “rausgeflogen” und wird nur kurz bei Bedarf gesteckt. Das im Hinterkopf, ist die unmittelbare Not zur Ermittlung der oben erwähnten Signal-Zustände vorerst einmal nicht mehr so groß für mich. Ich schließe aber weitere Untersuchungen am Thema nicht aus und bei neuen Erkenntnissen werde ich hier berichten.
Auf der ganzen Seite erwähne ich immer wieder die Versionen der verschiedenen CF -Cards. Wie kann der geneigte Leser denn nun in Erfahrung bringen, welche Version seine eigene CF-Card hat?
Das Tool FAUtil von Kopsis hat unter anderem einen Menüpunkt "Test Flash Card". Wird der aufgerufen, testet das Tool alle möglichen Features der eingesteckten Card (Lese-/ Schreibgeschwindigkeit in verschiedenen Modi und eben auch die Spezifikationen der Karte). Eines der ausgelesenen Features ist die Firmware-Version der Card.
Die gemessenen und ausgelesenen Ergebnisse stehen dann in einem temporären Logfile, den man sich mit dem Menüpunkt "View Info Log" im selben Tool anzeigen lassen oder auch in ein Memo abspeichern kann.