Nikko Allrad Monstertruck - Umbau auf Futaba E-Power R/C-Set
Mein Sohn hat zum 4. Geburtstag sein erstes ferngesteuertes Auto bekommen ... früh soll sich üben, wer ein Meister werden soll ... oder so ähnlich.
Ich habe lange gesucht, bis ich ein Fahrzeug gefunden habe, das meinen Anforderungen entsprach. Es sollte robust sein, geeignet dafür, auch mal im Garten durchs Gras zu fahren, und ganz wichtig, die von meinen eigenen, "richtigen" Fernsteuer-Fahrzeugen vorhandenen 6-Zelligen Akkus mussten passen. Es wurde dann ein allradgetriebener Monster-Truck von Nikko, schön lila, mit riesigen Reifen, mechanischer Zweigangschaltung und beiliegender 27 MHz-Fernsteuerung.
Nach ca. 1 Jahr im rauhem Einsatz kam eines Tages mein Sohnemann ins Haus und erzählte mir mit leicht zittriger Stimme, dass sein Truck sich nicht mehr lenken lässt. Wir haben das Teil aufgemacht und festgestellt, dass der Lenkservo im Eimer ist. Elektrisch war alles noch in feinster Ordnung, nur das obere Lager des Servogetriebes hatte sich im Plastikgehäuse in Richtung Langloch gearbeitet, so dass jetzt in einer Lenkrichtung die Zahnräder aneinander vorbeiratschten. Schon damals hatte ich die Idee, einfach einen "normalen" Servo einzubauen, doch beim näheren Hinsehen stellte sich das als mehr oder weniger unmöglich heraus (wie ich damals der Einfachheit halber dachte). Der eingebaute "Servo" war nämlich mit 5 Drähten mit der Empfängerplatine verbunden, die Steuerelektronik des Servos befand sich also auf dieser Platine. Ich habe zwar die Stelle gefunden, an der ich das Impulssignal für einen normalen Servo hätte abgreifen können, doch die Signallängen lagen mit ca. 5 ms Mitte und +/- 2 ms an den Endanschlägen so daneben, dass ich von weiteren Ideen in dieser Richtung absah. Ich habe dann mit dünnem Blech das Lager verstärkt, so dass das Fahrzeug weitere 3 Wochen fahrbar war. Danach war wieder Schluss und das Teil wanderte ins "Gebrauchte-RC-Fahrzeuge"-Lager.
ELV hat dann im Sommer 2000 Katalog ein "E-Power R/C-Set" mit "Futaba inside" für wenig Geld angeboten und mir poppte der geschrottete Monstertruck wieder ins Bewusstsein. Ich habe das Set sofort bestellt und war von der Verarbeitung des mit DM 59.- sehr preiswerten Sets angetan. Der Sender hat leichtgängige Knüppel mit Trimmung, zwei LEDs für die Spannungsüberwachung der 8 Mignon-Akkus die er zum Betrieb benötigt und ein gefällig geformtes Gehäuse. Der Empfänger ist ein Monoblock, Empfänger, Fahrtregler und Servoanschluss auf einer Platine, also genau so aufgebaut, wie der Original-Empfänger im Nikko-Truck. Lediglich die Ausführung des "Neuen" war um ca. 5 Klassen besser. Sauber geätzte, geradlinige Leiterbahnen, eindeutig CAD-unterstützt entworfen, ein IC und 4 Transistoren, der Rest HF-Gerödel. Das mitgelieferte Servo, an der Platine angelötet, ist ein Standard-Futaba Servo der 20-Mark-Klasse, Elektronik "on board", also durch andere Standard-Servos ersetzbar. Das war wichtig, denn die etwas rohe Lenkmechanik des Trucks, in Verbindung mit den riesigen Rädern erfordert schon etwas mehr als ein Standard-Servo, wenn es diesmal etwas länger halten soll.
Ich suchte also ein Servo mit Metallgetriebe, Kugellager am Abtrieb und die Außenmaße mussten ebenfalls wenigstens annähernd mit der Original-Servomechanik übereinstimmen um größere Umbaumaßnahmen im Fahrzeug zu vermeiden. Letztendlich wollte ich auch keine 180.- Mark für so ein Servo ausgeben, denn das ganze Auto hat ursprünglich nur DM 150.- gekostet. Der Servo HS-605 BB MG von Conrad entsprach meinen Anforderungen im Wesentlichen, die Gehäuseabmessungen stimmten fast genau und der Preis ... na ja, mit DM 79.- kein Schnäppchen, aber immerhin.
Nach einigen Wochen Gewöhnung an den Gedanken, einen Tag im Keller zu verbringen, habe ich mich eines Wochenendes aufgerafft, nicht zuletzt durch intensive, verbale Unterstützung meiner Frau und meines Sohnes, und habe den Umbau begonnen. Zuerst musste ich den vorhandenen Lenkhebel an den neuen Servo anbauen. Nicht eben leicht, hat doch der alte Servo einen D-förmigen Abtrieb, der Neue einen Vielzahn. Der Durchmessser stimmte wenigstens überein, also konnte ich den Vielzahn an einer Seite flachfeilen und basta. Das neue Servogehäuse hatte wohl ungefähr die gleichen Abmaße wie der Alte, aber die Befestigungslaschen standen über (der Alte hatte sowas komfortables nicht) und das neue Gehäuse war ca 5 mm schmaler. Die Befestigungslaschen mussten also weichen, die Aufnahme des Servos im Fahrzeug wurde mit Holz- und Kunststoffplatten und -Stäben passend verkleinert. Mechanisch war nach ca. 4 Stunden alles am Platz, der Einschalttest konnte stattfinden. Motor kurz gecheckt, Drehrichtung stimmt, Regel- bzw. Stellverhalten durchaus positiv. Die Lenkung war nach Murphy natürlich falsch herum, also Knüppel nach links, Räder nach rechts. Da der Sender keinen Schalter für die Drehrichtungsumkehr hat, habe ich kurzerhand das Sendergehäuse geöffnet und das Poti gemessen. Offenbar stand der Schleifer in Ruhestellung in der Mitte, also symmetrische Auslegung der Knüppel. Durch Tausch der beiden äußeren Leitungen wurde der Drehsinn des Servos richtiggestellt.
Ich vergaß zu erwähnen, dass der Monoblock-Empfänger auch noch einen Tamiya-Stecker für den Akku-Anschluss besitzt, also war da nichts weiter zu machen. Zuschrauben, Akku einbauen und die ersten Fahrtests im Keller konnten stattfinden.
Weil die Sonne nach mehreren miesen Tagen mal wieder schön schien, haben wir gleich noch einen Spaziergang gemacht, auf dem der Monstertruck nach Jahren des Vorsichhinrottens im Keller sein zweites Debüt gab. Ca. 2 Kilometer am Stück ohne Ausfall, eine saubere Leistung. Meine Freude darüber, dass mein Sohn den Truck wieder als vollwertiges Spielzeug annimmt ist umso größer, da er mittlerweile über ein Jahr einen "Fighter Buggy" und seit 4 Wochen noch einen nahezu vollständig vom ihm selbst zusammengebauten "Blazing Star" sein Eigen nennt.
Ich bin gespannt, wie lange die Faszination über die Reanimierung des Nikko dauert, und vor allem, wie lange das neue Servo die Tortur übersteht.
Nachtrag
Da die Akkus des Senders recht häufig nachzuladen sind (der Truck ist oft im Einsatz :-)) war mir der Akt mit Akkus ausbauen, in anderen Sender mit Ladebuchse einbauen, laden und wieder zurück bald zuviel. Ein Blick unter den Batteriedeckel machte Hoffnung: ein runder Ausbruch sah verzweifelt nach Ladebuchse-Vorbereitung aus. Mit geöffnetem Gehäuse bestätigte sich der Verdacht, alles außer der eigentlichen Buchse war schon da. Eine Niederspannungsbuchse fand sich in der Bastelkiste ebenfalls, und schwupps war alles klar. Zusätzlich noch eine Drahtbrücke an der Stelle der vorgesehenen Schutzdiode und der Computerlader konnte ohne Umwege sein Werk tun.